Save the date for the Feldenkraiskongress 2020 in Munich

Der Feldenkrais-Verband Deutschland feiert 2020 sein 35jähriges Bestehen mit einem Kongress der vom 19.-22. März 2020 in München stattfinden wird. Ich werde dort auch mit einem Beitrag über Forschendes Lernen teilnehmen. Also schnappt euch eure Kalender und tragt den Termin gleich ein. Weitere Infos findet ihr im unten angehängten Flyer.

Bis zum 13.12.2019 gibt es noch einen Frühbucherrabatt.

Hope to see you there!

Bewußtes Gehen im Kampf mit viraler Polyneuritis.

Ian W. war 19 Jahre alt als ihn eine Infektion der Tiefenwahrnehmungsrezeptoren befiel. Seine Muskulatur war noch voll funktionsfähig aber die Sensoren in den Gelenken und Muskeln konnten nicht mehr aktiviert werden wenn sich Ian im Raum bewegen wollte. Ohne diese Körpersensibilität verlor er nicht nur seine Fähigkeit sich zu bewegen sondern wurde dissoziiert mit seiner Ich Wahrnehmung. Er konnte nicht mehr stehen oder sitzen, musste im Bett liegen und fragte den Arzt immer wieder ob er wirklich Ian W. sei. Wenn die Krankenschwester für  ihn das Fenster öffnete dann konnten die Temperaturrezeptoren in seiner Haut durch den kühlen Wind aktiviert werden und ihm endlich wieder ein Empfinden des eigenen Körpers liefern.

Sich selber wieder spüren zu können verlieh ihm den Willen sich mit Hilfe seiner beiden anderen Wahrnehmungszentren, dem Sehsystem und dem Gleichgewichtssystem in seinem Innenohr wieder zu bewegen. Es dauerte einige Monate bis er sich wieder setzen konnte und ein Jahr bis er sicher stehen konnte. Indem er sein Wissen über die Baumechanik seines Körpers anwendete, konnte er sich Aufrecht setzen. Bewußtheit entsteht aus der Beziehung sich Fragen zu stellen und daraus zu handeln. Wieso verliert er in einer Position das Gleichgewicht und wie kann er seine Position mit Hilfe seines visuellen Systems korrigieren. Er war fortwährend auf der Suche nach einer stabilen Beziehung seines knöchernen Skeletts zueinander.  Sein Innenohr lieferte ihm Feedback darüber wie stabil er saß. Doch die eigentliche Herausforderung lag darin wieder gehen zu können und es würde ihn 30Jahre an Training kosten bis er eine bewußte Form der Fortbewegung für sich entwickeln konnte.

Ich lerne gerade in meinem Feldenkraistraining u.a. einen bewußteren Gang und bin sehr beendruckt über die Leistung von Ian W.

Wer sich für eine bewußte Art des Gehens interessiert, dem kann ich das Buch von Wim Luijpers: „Die Heilkraft des Gehens“ sehr empfehlen. (#Werbungnotsponsored)

Weitere spannenden Wahrnehmungsstudien findet ihr im Buch des Neurologen Oliver Sacks: „Der Mann,  der seine Frau mit einem Hut verwechselte. (#Werbungnotsponsored)

Plastizität und bewußte Bewegung

Ich bin eine großgewachsene Frau mit einer Körperlänge von 1,83m. Man hat mir gesagt, dass ich am Ende meiner Feldenkraisausbildung um 2-3cm wachsen werde, weil ich dann gelernt habe werde, meinen Körper in der Aufrichtung besser zu organisieren. Und es geht schon los. Mit Hilfe des Atmens und dem Zusammenspiel von Brustkorb und Becken lerne ich aus einer leicht gebückten Haltung in die Länge zu wachsen. Ich erforsche meine Körperrückseite und organisiere mich auch dort neu. Auch die Körperseitenlinien kommen in meinen Fokus und manchmal fühlt sich mein Laufen wie ein lockeres Hin und her pendeln an. Das letzte Jahr hat mein Gehirn eine Vielzahl von neuen Bewegungsimpulsen erhalten. Davon sind viele in meiner Kindheit angelegt worden und im Laufe meines Erwachsenenseins verblasst. Die bewußte und unbewußte Koordination meiner Bewegung wird von meinem Gehirn gesteuert. Die Sensoren in meinen Gelenken füttern meinen Körper über seine Position im Raum. Meine Augen und Ohren liefern dem Gehirn Informationen über die Umgebung, in der ich mich befinde.

Diese Informationen gelangen in verschiedene Regionen meines zentralen Nervensystems:

Den kürzesten Weg nehmen Signale über meine Wirbelsäule zurück in meine Muskulatur. Auf diesem Weg entstehen unsere Reflexe.

Sensorische Informationen, also alles was mit dem Spüren und Tastsinn zu tun hat gelangt im Gehirn in den somatosensorischen Cortex. Von dort kann können Nervenzelle aktiviert werden, die mit dem frontalen Cortex, dem Entscheidungsträger des Gehirns verbunden sind. Wenn ich eine interessante Oberfläche ertaste, kann ich die bewußte Entscheidung treffen, diese weiter mit meinen Fingern zu erforschen. Dann geht ein Impuls vom frontalen Cortex zum motorischen Cortex, weiter über das Rückenmark in meine Finger mit einem Bewegungsimpuls.

Das obige Bewegungsverhalten ist stark vereinfacht, weil bewusste, muskuläre Aktivität in einer Rückkopplungsschleife reguliert wird, in der auch das Kleinhirn und die Basalganglien beteiligt sind.

Neuronale Aktivität ist nicht nur ein serieller sondern auch ein paralleler Ablauf im Gehirn in dem entlang der Synapsen und Nervenbahnen immer wieder gemessen wird wie relevant die Information für das System ist. Das Erstellen bzw. Festigen von vorhandenen Verbindungen ist mit einer hohen Stoffwechselleistung verbunden und nur die die sich lohnen bleiben erhalten. Alle anderen werden gelöst oder entstehen erst gar nicht.

Na dann bin ich aber mal gespannt welche Synapsen für Bewegungsimpulse bei mir gestärkt bzw. verschwinden werden. Ein freudiges bewusstes Erforschen wünsche ich euch!!

Der Schwebebalken: eine Königsdisziplin für Balance

Beim Feldenkrais lernen wir unseren Körper mit der Bewegung ins Lot zu bringen. Wie steht das Becken zum Brustkorb? Wie ist die Lage meines Kopfes und wie wirkt sich das auf mein Gleichgewicht aus? Und wenn die Aufmerksamkeit mal woanders ist, dann stabilisiert uns der Boden und die Schwerkraft.

Ganz anders ist das beim Turnen auf dem Schwebebalken. Eine Athletin, die diese Disziplin kraftvoll und künstlerisch beherrscht ist die Amerikanerin Simone Biles. Sie hat eine beeindruckende Körperspannung um die Mitte und balanciert elegant mit den Armen entgegen. Enjoy the Video 🙂

Sich von schönem Laufen inspirieren lassen!

In diesem Video geht es um das sportliche Gehen bei der Leichtathletik WM 2019 in Doha. Die Profisportlerinnen zeigen bei der Leichtathletik Disziplin „20km Gehen“ wie
effektiv sie ihren Körper bei dieser Langstreckenbewegung einsetzen können: Kräfteschonend und kraftvoll zugleich.
Enjoy 🙂

Wie ich mit Hilfe der Feldenkraistechnik meinen Laufstil verbessere

Ich habe im Oktober 2018 eine Ausbildung zur Feldenkraislehrerin in München begonnen und habe seitdem festgestellt, dass ich beim Joggen meinen Körper auf eine neue Art bewegen kann. Vorallem die beiden letzten Ausbildungseinheiten in denen es um eine erhöhte Beweglichkeit meines Beckens und des Brustkorbs ging, helfen mir mich beim Joggen neu und einfacher zu organisieren. Im folgenden Video könnt iht euch meinen Laufstil mal anschauen.

Folgende Bewegungszusammenhänge konnte ich für mich bisher identifizieren:

  • Insgesamt falle ich mehr nach vorne, so dass der Boden unter meinen Füssen durchläuft und damit die Bealstung auf meine Knie minimiert wird
  • Ich setze meine Füße auf eine gedachte Mittellinie und minimiere dadurch auch die Belastung auf meine Knie durch diese nicht breitbeinige Fortbewegung. Dadurch kommt meine Hüfte mehr zum Einsatz die in einer Nuance mehr von links nach rechts schwingen kann. Insgesamt wird die Bewegung vom Becken initiiert und die Beine können mit weniger Muskeleinsatz beim Joggen eingesetzt werden.
  • Meinen Brustkorb setze ich kreutzweise zu meiner Hüft- und Armbewegung ein. Mit Hilfe von Feldenkraisbewegungen mit Fokus auf den Brustkorb konnte ich die Beweglichkeit in diesen Körperregionen wesentlich erhöhen.
  • Damit einher ging auch eine Erhöhung meines Atemvolumens in den seitlichen Bereichen meines Brustkorbes.
  • Meine Arme können sich locker am Körper und kreuzweise zu meinem Becken hin und her bewegen.
  • Ich spüre den Zusammenhang zwischen Kopfbewegung und LWS und kann dadurch meinen Kopf viel passiver am Ende meiner Wirbelsäule „baumeln“ lassen.

Meine Erforschung geht weiter und im nächste Teil lasse ich euch an meinen weiteren Erkenntnissen teilhaben.

Was meint ihr zu meinem Laufvideo und welche Bewegungszusammenhänge könnt ihr bei euch entdecken?

Die ersten Schritte machen

Wir haben vergessen wie komplex es ist, Laufen zu lernen. Aus dem Sitzen stellen wir uns auf in die Horizontale, halten das Gleichgewicht, verlagern uns von einem Fuß auf den nächsten und halten das Ziel mit Hilfe unserer Augen im Blick. Während des Laufvorgangs koordinieren wir unbewußt unsere Knochen und Muskulatur zueinander. Und mit jedem Tag stärken wir unseren Laufapparat und unser Selbstbewusstsein. Wir sind mutig und verfolgen unser Ziel auch wenn wir schon 100 mal hingefallen sind.

Unsere Eltern begleiten uns bei unseren ersten Schritten. Dabei entsteht eine besondere Lernumgebung wenn die Eltern geduldig und gelassen mit den ersten Lauferfahrungen ihres Kindes umgehen. Jedes Baby durchläuft individuell seine ersten Laufschritte. Dabei kann es kontraproduktiv sein wenn die Eltern dem Kind helfen, indem Sie es hochziehen oder stützen. Dadurch werden die ersten Lernschritte verzögert, weil die Muskulatur weniger gestärkt wird und das eigene Gespür für den Gleichgewichtssinn verzögert wird. Lassen wir die Kinder selbst-Ständig erfahren wie es sich anfühlt den nächsten Schritt zu machen. Es wird sich ganz von alleine drehen, an Möbeln hochziehen und entlanghangeln. Und wir können dabei sein und mit dem Kind staunend den nächsten Lernschritt in Empfang nehmen. 🙂