Ein Blinder auf allen 7 Summits: die unglaubliche Biografie von Andy Holzer

In unserer Orientierung im Raum sind wir vorallem auf drei Körpersysteme angewiesen: dem visuellen System, dem Gleichgewichtssinn und der Propriozeption. Andy Holzer ist von Geburt an blind und zeigt uns welche physischen und mentalen Barrieren man überwinden kann, wenn man sich auf seinen Gleichgewichtssinn und den propriozeptiven Sensoren in Muskulatur und den Gelenken verläßt.

Very impressive!! 🙂

Noch mehr Neuroplastizität: ein BR Podcast

Enjoy 🙂

Plastizität und bewußte Bewegung

Ich bin eine großgewachsene Frau mit einer Körperlänge von 1,83m. Man hat mir gesagt, dass ich am Ende meiner Feldenkraisausbildung um 2-3cm wachsen werde, weil ich dann gelernt habe werde, meinen Körper in der Aufrichtung besser zu organisieren. Und es geht schon los. Mit Hilfe des Atmens und dem Zusammenspiel von Brustkorb und Becken lerne ich aus einer leicht gebückten Haltung in die Länge zu wachsen. Ich erforsche meine Körperrückseite und organisiere mich auch dort neu. Auch die Körperseitenlinien kommen in meinen Fokus und manchmal fühlt sich mein Laufen wie ein lockeres Hin und her pendeln an. Das letzte Jahr hat mein Gehirn eine Vielzahl von neuen Bewegungsimpulsen erhalten. Davon sind viele in meiner Kindheit angelegt worden und im Laufe meines Erwachsenenseins verblasst. Die bewußte und unbewußte Koordination meiner Bewegung wird von meinem Gehirn gesteuert. Die Sensoren in meinen Gelenken füttern meinen Körper über seine Position im Raum. Meine Augen und Ohren liefern dem Gehirn Informationen über die Umgebung, in der ich mich befinde.

Diese Informationen gelangen in verschiedene Regionen meines zentralen Nervensystems:

Den kürzesten Weg nehmen Signale über meine Wirbelsäule zurück in meine Muskulatur. Auf diesem Weg entstehen unsere Reflexe.

Sensorische Informationen, also alles was mit dem Spüren und Tastsinn zu tun hat gelangt im Gehirn in den somatosensorischen Cortex. Von dort kann können Nervenzelle aktiviert werden, die mit dem frontalen Cortex, dem Entscheidungsträger des Gehirns verbunden sind. Wenn ich eine interessante Oberfläche ertaste, kann ich die bewußte Entscheidung treffen, diese weiter mit meinen Fingern zu erforschen. Dann geht ein Impuls vom frontalen Cortex zum motorischen Cortex, weiter über das Rückenmark in meine Finger mit einem Bewegungsimpuls.

Das obige Bewegungsverhalten ist stark vereinfacht, weil bewusste, muskuläre Aktivität in einer Rückkopplungsschleife reguliert wird, in der auch das Kleinhirn und die Basalganglien beteiligt sind.

Neuronale Aktivität ist nicht nur ein serieller sondern auch ein paralleler Ablauf im Gehirn in dem entlang der Synapsen und Nervenbahnen immer wieder gemessen wird wie relevant die Information für das System ist. Das Erstellen bzw. Festigen von vorhandenen Verbindungen ist mit einer hohen Stoffwechselleistung verbunden und nur die die sich lohnen bleiben erhalten. Alle anderen werden gelöst oder entstehen erst gar nicht.

Na dann bin ich aber mal gespannt welche Synapsen für Bewegungsimpulse bei mir gestärkt bzw. verschwinden werden. Ein freudiges bewusstes Erforschen wünsche ich euch!!

Warum ein Sohn das Gesicht seiner Mutter nicht mehr erkennen kann.

Ich bin ein großer Fan des indischen Neurowissenschaftlers Vilayanur Ramachandran. Er ist u.a. Professor für Psychologie und Neurowissenschaften an der University of California und beschreibt in seinem Bestseller „Eine kurze Reise durch Geist und Gehirn“ einen interessanten Patientenfall. (#unbezahlteWerbung, #notsponsored)


Ein Mann hat sich eine schwere Verletzung in der Amygdala, dem sog. Gehirngefühlszentrum und einer Region, die für die Gesichtserkennung wichtig ist zugezogen. Beide Regionen sind nicht ausreichend miteinander verbunden und dadurch entsteht dem Patienten folgende Wahrnehmungsstörung.
Er kann seine Mutter nicht mehr erkennen. Als Sie ihn im Krankenhaus besuchen kommt, behauptet er dass sie eine Doppelgängerin ist.
Er sieht ihr Gesicht und kann es als das seiner Mutter zuordnen. Aber dadurch, dass die Gefühle für Sie ausbleiben meint er Sie sei eine Doppelgängerin. Die Gesichtswahrnehmung ist bei ihm beeinträchtigt. Psychisch und physisch ist er aber gesund. Wenn er mit mit seiner Mutter telefoniert dann erkennt er ihre Stimme da die Verbindungen zwischen seinem Gefühlszentrum und dem Hörzentrum normal funktionieren.


Im Laufe der Evolution des Menschen hat es sich als Vorteilhaft ergeben, die Gesichter seiner Mitmenschen zu kennen und einordnen zu können. Daraus ist dem Menschen eine eigene Gehirnstruktur entstanden.
Fehlt diese Eigenschaft so spricht man im Fachjargon von Prosopagnosie.

Der Schwebebalken: eine Königsdisziplin für Balance

Beim Feldenkrais lernen wir unseren Körper mit der Bewegung ins Lot zu bringen. Wie steht das Becken zum Brustkorb? Wie ist die Lage meines Kopfes und wie wirkt sich das auf mein Gleichgewicht aus? Und wenn die Aufmerksamkeit mal woanders ist, dann stabilisiert uns der Boden und die Schwerkraft.

Ganz anders ist das beim Turnen auf dem Schwebebalken. Eine Athletin, die diese Disziplin kraftvoll und künstlerisch beherrscht ist die Amerikanerin Simone Biles. Sie hat eine beeindruckende Körperspannung um die Mitte und balanciert elegant mit den Armen entgegen. Enjoy the Video 🙂

Sich von schönem Laufen inspirieren lassen!

In diesem Video geht es um das sportliche Gehen bei der Leichtathletik WM 2019 in Doha. Die Profisportlerinnen zeigen bei der Leichtathletik Disziplin „20km Gehen“ wie
effektiv sie ihren Körper bei dieser Langstreckenbewegung einsetzen können: Kräfteschonend und kraftvoll zugleich.
Enjoy 🙂

Wie ich mit Hilfe der Feldenkraistechnik meinen Laufstil verbessere

Ich habe im Oktober 2018 eine Ausbildung zur Feldenkraislehrerin in München begonnen und habe seitdem festgestellt, dass ich beim Joggen meinen Körper auf eine neue Art bewegen kann. Vorallem die beiden letzten Ausbildungseinheiten in denen es um eine erhöhte Beweglichkeit meines Beckens und des Brustkorbs ging, helfen mir mich beim Joggen neu und einfacher zu organisieren. Im folgenden Video könnt iht euch meinen Laufstil mal anschauen.

Folgende Bewegungszusammenhänge konnte ich für mich bisher identifizieren:

  • Insgesamt falle ich mehr nach vorne, so dass der Boden unter meinen Füssen durchläuft und damit die Bealstung auf meine Knie minimiert wird
  • Ich setze meine Füße auf eine gedachte Mittellinie und minimiere dadurch auch die Belastung auf meine Knie durch diese nicht breitbeinige Fortbewegung. Dadurch kommt meine Hüfte mehr zum Einsatz die in einer Nuance mehr von links nach rechts schwingen kann. Insgesamt wird die Bewegung vom Becken initiiert und die Beine können mit weniger Muskeleinsatz beim Joggen eingesetzt werden.
  • Meinen Brustkorb setze ich kreutzweise zu meiner Hüft- und Armbewegung ein. Mit Hilfe von Feldenkraisbewegungen mit Fokus auf den Brustkorb konnte ich die Beweglichkeit in diesen Körperregionen wesentlich erhöhen.
  • Damit einher ging auch eine Erhöhung meines Atemvolumens in den seitlichen Bereichen meines Brustkorbes.
  • Meine Arme können sich locker am Körper und kreuzweise zu meinem Becken hin und her bewegen.
  • Ich spüre den Zusammenhang zwischen Kopfbewegung und LWS und kann dadurch meinen Kopf viel passiver am Ende meiner Wirbelsäule „baumeln“ lassen.

Meine Erforschung geht weiter und im nächste Teil lasse ich euch an meinen weiteren Erkenntnissen teilhaben.

Was meint ihr zu meinem Laufvideo und welche Bewegungszusammenhänge könnt ihr bei euch entdecken?

Die 30-10-120 Regel gegen Kurzsichtigkeit

Kinder sollen mindestens 2 Stunden am Tag draußen spielen, so lautet das Fazit einer chinesischen Forschergruppe, die eine Metastudie (s.u. Link) zum Thema Myopie ausgearbeitet hat.
Kurzsichtigkeit breitet sich in den westlichen bzw. asiatischen Ländern stark aus und Kinder sind vor allem davon betroffen, da deren Augenentwicklung noch nicht abgeschlossen ist.
In der Grundschule werden die Kinder schon früh an einen kurzsichtigen Lebenstil herangeführt, indem Sie viel Zeit vor Büchern bzw. dem Bildschirm verbringen.
Als Ausgleichsmaßnahme für Grundschulkinder empfehlen die WissenschaftlerInnen deshalb die 30-10-120 Regel für ein optimales Lernen. Kinder sollen nach einer 30-minütigen Lesephase 10min pausieren und mindestens 120min im Freien spielen, damit das kindliche Auge auch mal in die natürlich-entspannte Weitsichtigkeit adaptieren kann.

Wie ein Mann seinen Parkinsonsymptomen davonläuft.

Ich lese aktuell das Buch „Wie das Gehirn heilt“ des amerikanischen Mediziners Norman Doidge (#Buchwerbungunbezahlt). Ein spannendes Buch über die neuronale Plastizität und gespickt mit den neuesten, medizinischen Therapieansätzen für Krankheiten des Nervensystems wie bspw. Parkinson, Alzheimer und Multipler Sklerose.

In einem Fallbeispiel stellt er uns die beeindruckende Geschichte des Südafrikaners John Pepper vor. Er leidet seit Jahrzehnten an Parkinson und hat für sich einen Weg gefunden wie er seine Symptome reduzieren und das Fortschreiten der Krankheit verzögern kann. Sein Weg heißt langsames Gehen. Für einen Parkinsonerkrankten klingt dieser Ansatz paradox. Bei der Krankheit handelt es sich um eine fortschreitende Form von Bewegungsimmobilität, erschwert durch das Unvermögen Teile der eigenen Muskulatur willkürlich zu bewegen.

Umso erstaunlicher ist es, dass John Pepper sich als Schlüssel seiner Heilung ausgerechnet das Gehen ausgewählt hat. Er geht langsam und dadurch kann er sich seiner fehlerhaften Fortbewegung bewusst werden. Beeindruckenderweise erlangte er wieder die Kontrolle über seine Beinbewegung. Heute geht er aufrecht durchs Leben und  zieht bewusst seine Beine hoch um ein Schlurfen der Füße zu vermeiden. Das Walking ist ein fester Bestandteil seines Tagesablaufs geworden und es ermöglicht im aktuell ohne Medikamente auszukommen. Er hat seinen Dopaminkreislauf aus eigener Willenskraft reaktiviert.

In einem zukünftigen Artikel werde ich auf die Funktion des Dopaminstoffwechsels näher eingehen. Für mich als Neuroplastikerin ist es immer wieder erstaunlich wie dynamisch unser Gehirn auf Änderungen reagieren kann: wie im Falle von John Pepper. Let us go for „use it and not lose it“. 🙂

Sind Sie Smartphonesüchtig?

Dieser Frage und anderen Alltagssüchten geht der Achtsamkeitsforscher Judson Brewer auf den Grund. Er erklärt die damit verbundenen, konditionierenden Mechanismen und schlägt als Gegenmaßnahme Achtsamkeitsmethoden wie bspw. die Meditation vor. Seine Erkenntnisse hat der amerikanische Wissenschaftler nun in einem unterhaltsamen und wissenschaftlich gut recherchierten Buch zusammengefaßt.

#Buchempfehlungnichtgesponsert